Modellprojekt: „Bürger messen ihre Pegel selbst“

Am 14./15. Juli 2021 hat die Flutkatastrophe die Menschen auch an der Kyll überrascht und ihr Leben nachhaltig verändert. Um sie angesichts der zunehmenden Wahrscheinlichkeit von Starkregen und Hochwasser zu stärken, haben der DRK-Kreisverband Vulkaneifel, die Hochschule Trier und engagierte Bürger*innen zusammen ein Selbsthilfeprojekt geplant und umgesetzt.

Auch nach einem Jahr wirkt die Jahrhundertflut immer noch nach: Bei jedem starken Regen mit Unwetter sind die Menschen im Alarmzustand, schlimme Erinnerungen kommen in ihnen hoch. In der Beratung der DRK-Hochwasserhilfe berichteten die Menschen immer wieder: „Ich höre den Regen ganz anders als früher, viel lauter, ich habe Angst“

Selbst die Bäche in der Vulkaneifel beobachten: Hochwasservorhersage und frühzeitige Warnungen ermöglichen rechtzeitige Schutzmaßnahmen und werden überlebenswichtig. Das aktuelle Messnetz überwacht die Pegelstände der großen Flüsse. Bei lokalen Starkregenereignissen sind es aber auch die kleinen Fließgewässer in der Nähe, die über die Ufer treten und Schaden anrichten. Vor diesem Hintergrund leistet das Projekt „Bürger messen ihre Bäche selbst“ einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Resilienz jedes Einzelnen und der Gemeinschaft.

Intelligente Technik startete in Jünkerath: Mit einer vom Umwelt Campus Birkenfeld (UCB) der Hochschule Trier entwickelten Technik können die Menschen selbst tätig werden und den Bach in Nähe von Haus und Hof per Messstation über- wachen. Dazu wurde ein Pegelsystem am Oberlauf der Kyll in Jünkerath eingerichtet. Kooperationspartner Professor Dr. Klaus-Uwe Gollmer vom Fachbereich Umweltplanung/Umwelttechnik zu dem von ihm mitentwickelten Projekt: „Der Pegel an der Glaadter Brücke ist ein tolles Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe und wurde in Kooperation des DRK Vulkaneifel, der IoT2-Werkstatt am UCB und engagierten Bürgern realisiert. Ab sofort lässt sich der aktuelle Wasserstand der Kyll und der zeitliche Trend hier ablesen.“

Unterstützung von BBS Gerolstein und DRK Vulkaneifel: Viele Beteiligte arbeiten Hand in Hand: Die Kommunen gaben die Erlaubnis, das System in ihrer Infrastruktur zu montieren, Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schule Vulkaneifel fertigten die Teile im Unterricht und lernten die neuste Technologie kennen, 

Ehrenamtliche werten die Daten aus und stellen den Anliegern die aktuellen Stände zur Verfügung. Manfred Wientgen ist als Projektverantwortlicher des DRK-Kreisverbandes Vulkaneifel überzeugt vom Nutzen der eigenverantwortlichen Messungen: „Aus vielen Gesprächen mit Flutopfern weiß ich, dass es von großer Bedeutung ist, etwas tun zu können und das Projekt Hochwassernetzwerk ermöglicht den Menschen, durch eigene Messungen aktiv zu werden. Der erste Monat hat gezeigt, dass wir neben wichtigen Daten auch das Gefühl vermitteln konnten, den Ereignissen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern selbst das Wetter und mögliche Gefahren im Blick zu behalten.“

Seit Anfang Mai messen die Bewohner in Jünkerath nun ihre Pegel selbst und am 14.07.2022 wurde die zweite Messstation in Pelm, in Kooperation mit den Schülerinnen und Schülern der Elektroklasse der BBS Vulkaneifel Gerolstein, installiert. Unterstützt wurden sie dabei von Ihrem Lehrer, Matthias Backes. Bürgermeister Udo Platten erklärte sich gerne bereit, in Zusammenarbeit mit dem DRK und der Schule diesen Messpunkt im Blick zu behalten.

 

 

 

 

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